Das Bahn-Wunder
Geht in Deutschland alles schief? Ist die Deutsche Bahn am Ende? Auf einer Geschäftsreise erlebte unser Autor Zeichen und Wunder!
Wunderbare Reise-Erfahrungen
Eine Reise mit der Deutschen Bahn gestaltet sich mitunter schwierig. Verspätungen, Zugausfälle, schlechter Service - wer kann davon nicht berichten. Und spätestens seit der Einführung des Deutschland-Tickets kommen auch noch überfüllte Nahverkehrszüge hinzu.
Entsprechend skeptisch wagte ich mich auf eine Geschäftsreise "mit der Bahn" von Limburg nach München. Und es ging bei der Planung schon gleich mal nicht so gut los. Denn die sehr guten Direktverbindungen vom ICE-Bahnhof Limburg-Süd nach München gibt es nicht mehr. Genauer gesagt, es gibt sie nur noch zu sehr unchristlichen Zeiten. Die Alternative liegt in den Direktverbindungen von Wiesbaden aus. Also gleich mal - erstmalig - die Schnellbusverbindung von meinem Heimatort nach Wiesbaden in die Planung einbezogen - und damit eine "gefährliche" Umsteigeverbindung meiner Planung hinzugefügt. Ob das gutgeht?
Doch ab jetzt beginnen nur noch Wunder. Die Buchung der ÖPNV-Verbindung über das Deutschland-Ticket vereinfacht schon einmal einiges. Denn man muss sich vor Ort nicht mehr mit dem lokalen Tarifmodell rumschlagen. Man kann sogar das "Abo" direkt nach dem Buchen kündigen und zahlt so auch nur den Preis eines Monats, 49 Euro, wenn man es nur für eine Reise benötigt. Tja, und was soll ich sagen: RMV-App und Münchener Verkehrsverbund-App funktioren tadellos.
Und dann geht die Reise los. Mit dem Zug nach Wiesbaden. Pünktlich. Platz. Und per App fast auf den Millimeter genau zu verfolgen, wo das Rollwerk unterwegs ist. In Wiesbaden wird man direkt vor der "Haustür" ausgeladen, zum Gleis - und siehe da, der ICE rollt pünktlich ein. Auch hier technisch alles ok, freundliches Personal. Online-Komfort-Checkin samt neuer Platzwahl - alles wie es laufen soll. In München planmäßige Ankunft.
In München laufen die innerstädtischen Reisen ebenso problemlos weiter. Das Einzige, was mich in München schockierte, waren die großen Gruppen an rumänischen Frauen und Kinder (!), die nachts von ihren Männern allein auf der Straße zurückgelassen werden und dort wie Penner übernachten. Wo bleibt da der Jugend- und Frauenschutz?
Und dann geht es wieder auf die Heimreise. Pünktliche Abfahrt und trotz geringer Umsteigezeit in Wiesbaden pünktlich zurück nach Limburg. Auch das klappte, denn die Bahn war auf die Minute pünktlich. Und auch bei der Rückreise wieder freundliches Personal bei der Bahn - und sogar saubere Toiletten! Meinen Erfahrungen nach eine Rarität.
Ein Licht geht auf
Doch es kommt noch besser. Denn auf der Rückfahrt nach Wiesbaden stiegen mit mir eine Frau und ein Mann ein, die ebenfalls auf Geschäftsreise waren. Binnen Sekunden waren wir in einer interessanten Diskussion über das neue "Sitzbelegungssystem" der Bahn, welches ein interessantes Farbenspiel aufweist. Die Sitzbelegung wird nämlich mit roten, gelben und grünen Lämpchen visualisiert. Ha, also doch noch politische Propaganda? Die Deutsche Bahn muss uns nun auch noch im Zug mit der "Ampel" belästigen?!
Und schon entspann sich eine lebhafte Diskussion um den politischen und ökonomischen Niedergang im Land, über Bürokratie, den enormen Druck auf die mittelständische Wirtschaft, über die Schwierigkeit gutes Personal zu finden oder die neuen Krankschreibungsregeln. Eines ist klar, die Stimmung im Land ist gekippt, der Frust immens und die Dame, sicher keine Gewohnheitsdemonstrantin, meinte, man müsse doch als Wirtschaft endlich auf die Straße gehen, die Bauern machten es doch vor.
Als kritischer Beobachter des Regierungshandeln muss man selbst gar nicht mehr viel sagen: einfach zuhören und genießen.
Und auch die Bahn ist von dem Vorwurf der politischen Einflussnahme freizusprechen. Denn nicht nur "Ampel-Lämpchen" hat die Bahn verbaut. Sondern sie trägt auch dafür Sorge, dass den Menschen bei Bedarf ein Licht aufgeht. Und zwar ein blaues Licht. Zeichen und Wunder.