Adieu!
Mit einer vergleichbar gemäßigten Reaktion haben Börsen und Öffentlichkeit gestern auf den Rücktritt von Bundesbank-Chef Jens Weidmann reagiert. Er wird der letzte #Bundesbank-Chef gewesen sein, der sich als Vertreter einer eigenen geldpolitischen Linie (in der Tradition der Bundesbank) gesehen hat.
Wer immer ihm nachfolgt, wird nur noch der deutsche Zweigstellenleiter der #EZB sein - zumindest sollte er/sie/es dieses Selbstverständnis mitbringen. Alles andere wäre blauäugig. Denn die Würfel der geldpolitischen Grundlinie des Euroraumes sind schon lange gefallen und spätestens mit der Berufung von Christine Lagarde zur EZB-Präsidentin zementiert worden.
Die Börsen blieben gelassen, weil der Euroraum inzwischen "homogenisiert" ist, was man nur bedingt mit "stabilisiert" gleichsetzen sollte. Die Aussicht auf weiter billiges Geld durch die Notenpresse (zur Finanzierung von Staatsdefiziten) ist wichtiger, als die Frage, wer auf dem Stuhl der deutschen Zweigstelle sitzt.
Klar ist, dass die Stimmen einer Stabilitätspolitik á la Bundesbank wahrscheinlich für immer (zumindest für lange Zeit) verstummt sind. Der Geist des ehemaligen ClubMed sowie der neuen "modern monetary theory" (MMT) sind nun unwidersprochen gesetzt. Die Konsequenzen dieser Entwicklungen können wir bereits erkennen:
Kein Ende der geldpolitischen Interventionsspirale in Sicht, zunehmende offene Finanzierung der Budgetdefizite hochverschuldeter Länder im Euroraum, steigende Inflationsraten, mittelfristig steigende Gefahr von Finanzmarktkrisen / Verschuldungskrisen.
Der Schritt von Jens Weidmann ist bedauerlich, aber konsequent. Dass dieser anders als bei den Rücktritten von Axel Weber oder Jürgen Stark keine Marktreaktionen auslöste, sagt viel über die Zukunft des Euro.
Politik, Geldpolitik, EZB, Bundesbank, Jens Weidmann, Christine Lagarde, Inflation