Impfpflicht, Streik und der ORF
Teil 9 der "Karli-Saga" von Gerald Ehergartner, Buchautor, Pädagoge aus Dietach in Österreich.
Also, dann besuche ich heimlich den Karli gegen Abend. Nur ganz kurz – wegeng der Ausgangssperre. Der Karli aber meint, ich soll bleiben.
Ich setz mich mit Abstand in Karlis Wohnzimmer auf die Couch.
„Du bist mit Abstand der beste Freund“, lacht der Karli.
Als ich heimgehen will, sagt der Karli dann. „Sei nicht so brav. Die verarschen uns doch eh nur. Machen wir doch so eine Feier wie die Politprominenz im ORF? Ich lege ´Live is life´ von Opus auf und wir klatschen steif im Rhythmus und ohne Abstand und Anstand.“
Der Karli, der Depp macht´s wirklich. Dann dreht er die Musik richtig laut, öffnet die Fenster und klatscht. Draußen klopft es an der Tür. Ich bin wirklich voll gestresst. Zwei Nachbarinnen kommen mit einer Prosecco-Flasche und Gläsern. „Prost. Auf die Freiheit!“, rufen die Damen. Ich halt´s nicht aus. Beim Karli weiß man wirklich nie, wohin das Leben geht.
Dann macht der Karli noch ein Foto vom Hintern einer der Damen.
Gut, dass seine Frau bei einer Freundin ist.
„Ich muss das dem Arbeitsminister nachmachen, wie der die Frau Minister für EU und schlechter Verfassung abfotografiert hat. Mein Gott, sind wir von Kasperln geführt, die voll einen auf Autorität machen wollen, obwohl sie unsere Angestellten sind, die wir bezahlen. Der Graf Bobby ist der Schlimmste. Der ist so kalt, dass wir am Prosecco jetzt eine diplomatische Eisschicht hätten, würde er nicht Abstand halten. Opus würde ich übrigens eine Woche bei Opus Dei verschreiben. Selbstkasteiung. Was ist nur mit unseren Künstlern los? Sind die echt alle so käuflich?“
„Am kommenden Mittwoch streiken wir, okay?! Ich bleibe einfach zuhause. Pseudokrankenstand“, ruft die Dame, die sich Marianne nennt.
„Und ich sag´s meinem Chef ehrlich, was los ist. Ich riskiere das“, meint die andere, die Maria.
„Die mutigen Frauen gehen voran“, erklärt der Karli.
Er meint, dass es egal ist, ob man einfach pseudokrank zuhause bleibt oder offen sagt, was los ist. Jedenfalls sollte jeder streiken, der gegen die Impfpflicht ist.
„Wer jetzt Angst vor dem Streik hat und arbeiten geht, der hat nichts verstanden - und erntet eine Impfpflicht, bei der er sowieso die Arbeit verliert, sollte er nicht geimpft sein. Jetzt muss man das Schneebrett stoppen, sonst werden wir von einer Lawine überrollt.“
Die Marianne erklärt dann, dass sie in der Pflege tätig ist.
„Wir vom Gesundheits- und Pflegepersonal haben den Schlüssel in der Hand. Wenn wir – egal ob ungeimpft oder geimpft mit wenig Interesse an einem Impfabo - nicht mitmachen, können die sich die Impfpflicht in die Haare schmieren.“
„Ich freu mich schon auf den 1. Dezember, dem Streiktag, da kommen wir wieder zu dir, Karli – und zwar auf ein Frühstück. Und am 4. Dezember heißt´s protestieren. Kommst auch mit, Schorschi?“, fragt die Maria.
Während ich nach einer Antwort in meinem Gehirn suche, läutet es an der Tür. Zwei Polizisten stehen am Eingang.
„Es gibt Beschwerden im Haus“, meint der Kapperlständer.
„Wir feiern nur wie die vom ORF“, erklärt der Karli.
Der ältere Polizist grinst. „Dann feierts weiter. Die verarschen uns eh nur.“
Er dreht um und verlässt mit einem Kollegen das Haus. „Drehts die Musik halt ein wenig leiser.“
„Wollens am Mittwoch zu uns streiken kommen?“, hakt der Karli nach.
Mir wird ganz anders. Was sich der immer alles traut.
„Gerne, da bin ich nämlich krank“, sagt der Polizist.
„Darf der jüngere Kollege auch mit? Der fühlt sich für den Mittwoch jetzt schon ganz ungesund.“
So macht der Karli eine Streikparty aus. Voll illegal.
Ich trau mir das dem Maßnahmenbefürworter Franzi gar nicht erzählen.
Obwohl – über die ORF-Party hat er sich auch extrem geärgert.
„Hätt nur noch gefehlt, dass der Van der Bellen und der Mückstein in die Kamera geraucht hätten“, hat der Franzi gemeint.
Mich habens jetzt schon zweimal verarscht, denk ich mir. Zuerst die Zahlen von der Demo, wo ich selber war und dann das noch. „Ach, Schorschi“, sagt der Karli. „Sieh´s locker. Jetzt kommt halt einfach Licht ins Dunkel.“