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Das Weihnachtsspecial mit Karli, Franzi und mir – dem Schorschi

Teil 10 der "Karli-Saga" von Gerald Ehergartner, Buchautor, Pädagoge aus Dietach in Österreich.

„Wir Österreicher haben ein neues Lieblingshobby entdeckt: Das Demonstrieren. Überall wachsen die Spaziergänge wie Schwammerl aus dem Boden“, meint der Karli.

„Die Leute sind normalerweise mit Fleisch, das wegen der Panier aussieht wie eine Mehlspeise, plus Kaffee und Torte hochzufrieden. Dann kriegens den Hintern nicht mehr hoch. Aber jetzt ist alles anders. Friedlich gehen die Leute auf die Straße. Nur in Wien sind manchmal ein paar Koffer dabei, die die Veranstaltung kapern wollen. Aber das interessiert absolut niemanden außer die Medien, denn die Leute gehen jetzt eigenverantwortlich mit – nicht wegen einer Organisation oder einem Politiker. Es kommt von innen. Schau nur: In Linz fahren sogar die Bauern mit den Traktoren vor. Und die kann man nicht mehr nach rechts framen. Unmöglich. Ich bin so stolz. Ein Weihnachtswunder.“

Der Karli und ich besuchen den Franzi. Wir sammeln nämlich Kleidung und Essen für Obdachlose, die keine Unterkunft mehr bekommen, wenn sie nicht 2G sind.

„Das nenn ich christlich“, schimpft der Karli. „Aber wunderts dich, wenn unser Dompfarrer in Wien meint, dass er kein Mitleid für Ungeimpfte hat. Der Ungeimpfte ist der neue Paria, der neue Aussätzige. Er ist der Böse, der Sünder, an dem sich der Gute moralisch hocharbeitet. Leute mit großen Egos tappen halt in diese Falle. Sind eigentlich Eheschließungen zwischen Geimpften und Ungeimpften noch legal?“

Der Franzi empfängt uns leider unfreundlich. „Bist du endlich geimpft?“, sagt er zur Begrüßung zum Karli.

„Bist du endlich geläutert nach deinem Impfdurchbruch?“, meint der Karli.

„Ohne Impfung wäre ich gestorben“, antwortet der Franzi.

„Das sagen gerade alle, bei denen die Impfung nicht funktioniert“, höre ich dann wieder den Karli.

„Die Impfung funktioniert, man muss halt boostern“.

„Seit wann muss man bei einer funktionierenden Impfung ständig boostern? Und warum hat sich zum Vorjahr nichts geändert aufgrund der Impfung? Und warum haben bei einer super Impfung die Geimpften Angst vor den Ungeimpften?“, meint der Karli wieder.

„Wegen den ungeimpften, unzivilisierten Südafrikanern haben wir nun Omicron. Es wird alles immer blöder.“

„Aber geh, Franzi. Erstens: Man hätte mit den hunderten Milliarden Euro, die wir derzeit investieren, die ganze Welt schon lange vom Hungertod befreien können. Warum haben wir das früher nicht schon längst gemacht? Weil es eben um was anderes geht. Wir nehmen ja auch unfassbare Kollateralschäden in Kauf. Ich sag dir nur zwei: Pro Tag sterben 12000 Menschen wegen der Maßnahmen an Hunger und eine halbe Million Haie lassen ihr Leben, weil man aus ihrer Leber einen Impfstoffverstärker gewinnt. Aber egal, betrifft ja nur Menschen armer Länder und Haie irgendwo draußen im Ozean. So und nun zum anderen: Die südafrikanische Medizinerin, die Omicron entdeckt hat, ist entsetzt, was die westliche Welt daraus macht. Politik und Medien treiben ihr seltsames Spiel der Angst. Es ist ein Krieg. Und in diesem Krieg gibt es auch einen wirtschaftlichen, psychologischen, sozialen, kulturellen, bildungspolitischen, spirituellen und umweltpolitischen Tod.“

„Du bist ein Verschwörungstheoretiker, Karli. Es gibt keinen Krieg.“

„Stell dir vor, es ist Krieg und keiner bemerkt ihn.“

Den Spruch vom Karli finde ich super. Recht hat er, der Karli. Aber jetzt merk sogar schon ich, dass Krieg herrscht – die Militärs kommen ja nun als Gecko verkleidet daher. Nennen sich tatsächlich Gecko. Wahrscheinlich, weil sie überall sind und einem überall nachstellen.

„Geh bitte. Außerdem brauchen wir ein wenig Diktatur bei all den Leugnern und Querdenkern“, erklärt der Franz.

„Mir sind Querdenker noch lieber als Gewehrdenker. Schau nur, wie das Militär immer mehr mitmischt. Wir sind in Österreich nach Deutschland und China auf Platz 3 der härtesten Corona-Diktaturen weltweit. Lies nach bei Our World Data. Wir sind halt sehr anfällig für Wahnideen. Nicht erst seit dem Dritten Reich, denk nur an den Hexenwahn.“

„Du hast einen Verfolgungswahn. Nicht einmal an die Fledermaus in Wuhan glaubst du.“

„Na, glaubst du wirklich, dass eine Fledermaus am helllichten Tag am Fischmarkt von Wuhan jemand angeschissen hat, der dann zum Patient Null mutierte, während nebenan das einzige Hochsicherheitslabor Chinas die größte Fledermausviren-Forschung der Welt betreibt?“

„Du bist der unwissenschaftlichste Mensch und intoleranteste Antidemokrat, den ich derzeit kenne! Solche Leute wie dich sollte man isolieren. Und gleich alle Ärzte, die sich nicht an die Regeln halten“, schreit der Franzi. „Ihr könnt euch das Essen in die Haare schmieren. Ich spende es lieber direkt an die Caritas. Für ungeimpfte Obdachlose empfinde ich eh kein Mitleid. Ihr spaltet mit eurer Alternativmeinung nur die Gesellschaft!“, schreit er. Dann haut er die Tür zu.

„Aha, die Vernichtung der anderen Meinung ist die Einigkeit. Warst du beim Lauterbach auf Rhetorikkurs?“, schreit der Karli.

„Nein, beim Szekeres“, ruft der Franzi durch die geschlossene Türe raus. „Der hat Haltung und ist intelligent.“

„Was?“, ruft der Karli. „Wennst jetzt auch noch sagst, dass er hübsch ist, dann weiß ich, dass das geheimnisvolle Impfkorrelat, das anscheinend ein jeder haben muss, das Hirn aufweicht. Der ist so fesch wie er intelligent ist.“

„Jetzt suchens schon Leute, die ab 1. Februar die Ungeimpften aufsuchen werden, um das Geld einzutreiben. 1 G kommt.“

„Ja, sollen mich jagen, wie ein Gecko Insekten jagt. Ich habe keine Angst vor gespaltenen Zungen. Ich habe auch keine Angst vor der wirr-ologischen Gouvernante aus Impfbruck, die, ohne eine Miene zu verziehen, über meinen Körper bestimmen möchte. Die kann bei ihren Pferden gerne das „Eins, geh!“ als Kommando verwenden. Mir legt sie keine Zügel an. Schaust du übrigens durch das Schlüsselloch? Wundert mich nicht. Wir leben in einem Kult des Tunnelblicks und der Verdrehung. Die neue Normalität. Und die ist nicht normal.“

Der Karli und ich gehen. „Zwei Meinungen sind schon eine Spaltung. Schöne neue Welt“, schimpft der Karli, während er auffallend langsam die Treppe nach unten geht.

Dann greift er sich draußen auf einmal ans Herz. „Stent by me, Schorschi“, ruft er. „Mir geht´s nicht gut.“

Wo bin ich da reingeraten?

Der Karli muss sich setzen. Er wirkt blass. Dann merke ich, wie sich ein Fenster öffnet. Der Franzi schaut raus.

„Ist was passiert?“ „Ja“, sag ich. „Der Karli hat´s mit dem Herz.“

„Wird schon“, flüstert der Karli.

Auf einmal steht der Franzi da. Schneller als das Christkind. Als der Weihnachtsmann sowieso. So schnell war er noch nie. Ganz fertig ist er. Auch voll blass. „Karli, bitte. Das zahlt sich alles nicht aus. Es tut mir leid. Bitte vertragen wir uns wieder.“

Der Karli lächelt wieder. „Ja, mir tut es auch leid.“ Dann steht er langsam auf und umarmt den Franzi. Der Franzi auch ihn. Der Franzi weint. „Fast zwei Jahre haben wir uns nicht umarmt. Ist schon verrückt.“

„Mich wundert´s nicht, bei all der Angst“, sagt der Karli.

„Ein Weihnachtswunder“, sag ich.

„Gehen wir zum Weihnachtsmarkt?“, fragt der Karli.

„Ja, sicher. Aber schaffst du das?“

„Ja, jetzt schon. Und dann trink ich auch einen Punsch auf mein Herz.“

„Ich hol für dich den Alko. Also ich bin dann auch dein Alko-holer während 2G“, meint der Franzi. Der Karli lacht. Lachen ist einfach die beste Medizin.

Beim Rathaus wandern wir weiter. Dort sinds zu streng. „Die EU-Außengrenze ist nicht so massiv abgesperrt wie bei uns die Weihnachtsmärkte. Das ist bitter“, erklärt der Franzi.

Der Karli nickt. „Bittere Kälte“, murmelt er.

Wir bleiben bei einem kleineren Weihnachtsmarkt stehen. Ein Mann hinter der Bude hustet.

„Haben Sie die Weihnachtsgrippe aus Bethlehem oder Omicron aus Südafrika? Aber egal, der PCR-Test kennt den Unterschied eh nicht“, sagt der Karli.

„Ich verkaufe Ihnen gerne traditionelle Krippen aus Tirol“, lacht der Verkäufer.

„Und morgen fahr ich nach Christkindl – und dann gleich in die Nachbarstadt Steyr. Dort gibt´s die stärksten Demos in Österreich. Keine Aggressionen und eine Wucht von Selbstvertrauen. Die haben echt einen Mind.“

Dann winkt uns der Mann herein. Ich sag ihm, dass der Karli ungeimpft ist. „In der Weihnachtszeit soll man allen eine Herberge bieten. Auch den Ausgestoßenen und Ungeimpften. Leider versteht das die Kirche immer noch nicht. Hatten eigentlich schon ziemlich lange Zeit, um das zu kapieren.“

„Wisst ihr was“, sagt er dann, nachdem er mit dem Karli einige Zeit geredet hat.

„Wir dürfen auf den Demos nie aggressiv werden. Und die besten Demos sind die, wo vorne die Starken, Friedlichen gehen. In Graz waren letztens Frauen vorne. Starke Frauen. So geht das.“

„Das stimmt“, erklärt der Karli. „Wenn wir aggressiv und gewalttätig werden, haben wir verloren, denn das ist die Expertise des Staates mit seinem Militär und der Polizei. Außerdem reißen sich die Medien um solche Bilder. Wir gewinnen, indem wir friedlich und souverän bleiben. Keine Gewalttäter und keine Lulus. Meditation und Demonstration – das ist die beste Kombi derzeit. Außerdem müssen wir für etwas stehen und nicht nur gegen etwas aufbegehren. Und ich hab noch eine Idee: Der Demozug sollte sich am Ring nach rechts drehen. Dann wäre die Energie noch besser.“

Das findet der Verkäufer in der Bude übertrieben, wenngleich er bemerkt, dass in der Christkindlstadt Steyr die Demozüge immer rechtsdrehend unterwegs sind. Der Franzi horcht zu, nuckelt an seinem Punsch und grinst. Er meint, dass wir auf ihn bei Demos verzichten müssen. Als er uns einlädt, zu einem Corona-Lichtermeer mitzukommen, sagen wir spontan zu. Er ist überrascht und lächelt noch mehr. Ich schau die beiden an – der eine vielfach geimpft, der andere gar nicht. Der Fremde, der schon so vertraut wirkt, wahrscheinlich auch nicht. Ich doch, aber nicht mehr so recht überzeugt.

Wir lachen, trinken, dann tanzt der Karli einen Walzer mit einer Dame. „Rechtsdrehend“, ruft er.

„Wer sich nach rechts dreht, ist der wahre Herr des Ringes“, schreit er dann. „Nein, gnädige Dame, ich werde sie nicht heiraten. Sie haben da etwas falsch verstanden“, hört man ihn lachen.

Der Franzi schüttelt den Kopf. Der Karli verbeugt sich. Es ist Weihnachten. Alle sind glücklich.

Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Der Weihnachtsmarkt wirkt in Licht getaucht. Ein Gast sieht den Stern von Bethlehem. Er ist sternhagelvoll.

Der Franzi sagt, dass er ihn mitnimmt, weil der kein Zuhause hat und nur mit Alkohol geimpft ist. Er springt für die Notschlafstelle ein. Ein Amerikaner kommt vorbei und behauptet, er wäre der wiedergeborene Thomas Wolfe auf seiner endgültig letzten Deutschland- und Österreichreise, denn die Regeln würden ihn demnächst zum letzten Touristen machen. Dass diese kulturell so hochstehenden Länder erneut dem Faschismus entgegenstreben, enttäusche ihn, seine Liebe für sie bleibe jedoch in seinem Herzen.

„Lasst uns feiern!“, ruft er und stimmt dann „Stille Nacht“ an. „Seht ihr, sogar das schönste und bekannteste Weihnachtslied kommt von hier.“

Es ist Weihnachten. Überall Lichter. Eine Schar Kinder läuft vorbei. Der Duft von Punsch, Bratwürstel und Lebkuchen steigt mir in die Nase. Nur Franzis rote Nase hat sich heuer erstmals einen Weihnachtsurlaub gegönnt. Geruchlose Weihnachten. Karlis Herz braucht sicher auch freie Tage. Nur, der Karli meint, dass wir jetzt dranbleiben müssen. Da stehen die beiden, lächeln vergnügt und unterhalten sich. Ich liebe meine Freunde.

Bilder aus längst vergangenen Zeiten steigen hoch. Ich mit meiner neuen Kleinbahn als Bub spielend.

Und plötzlich sehe ich überall Demozüge, die rechtsdrehend die Christbäume der Politiker umrunden. Die Züge werden immer größer und größer und machen den Mächtigen Angst, so wie damals vor zweitausend Jahren der Herodes Angst gehabt hat. Die Politiker habens auch nicht leicht. Wer weiß, warum sie so entscheiden, wie sie entscheiden. Vielleicht lerne ich sie auch einmal zu lieben, auch wenn ich Meinung und Stil der meisten nicht teilen kann.

Man weiß ja nie, wie viel Gutes in einem steckt. Wir sind ja selbst ein Packerl voller Überraschungen.

PS: Am 26. Dezember will nun der Franzi auch am Lichtermeer auf dem Heldenplatz und Ring für alle Opfer von Corona & Maßnahmen dabei sein. Wir drei Musketiere vereint. Ein Weihnachtswunder, wo ein Ort der Trennung zu einem Ort der Liebe geworden ist.

(Ich, der Schorschi, bin echt ein Philosoph.)

Österreich, Karli-Saga

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