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Die Dummheit schämt sich nicht mehr

"Die Dummheit schämt sich nicht mehr". Dieser Satz der Psychiaterin Heidi Kastner bringt auf den Punkt, woran unsere Gesellschaft krankt: "Es ist salonfähig geworden, dumme Positionen lauthals herauszutröten. Man kann sich ziemlich sicher sein, dass man für jede noch so unsägliche Position irgendwelche Mitstreiter findet." und "Dummheit ist weniger eine Persönlichkeitseigenschaft als ein Verhalten, das sich in bestimmten Handlungen manifestiert. Wobei bei manchen Menschen solche dummen Handlungen häufiger vorkommen als bei anderen. Dummheit kann auf einer situativ veränderbaren Haltung beruhen. Dass man eher dem Gefühlten als dem Erkennbaren nachgeht, Entscheidungen ohne ausreichende Informationen als Entscheidungsgrundlage trifft.

Wenn man das langfristige Schädigungspotenzial für sich oder andere nicht bedenkt oder ausblendet. Wenn man generell allen Fakten misstraut, ist das dann schon das fortgeschrittenere Stadium. Dann wird es doch schon eher eine Persönlichkeitseigenschaft. Es ist ein Verhalten, das prinzipiell sehr viel Schädigungspotenzial beinhaltet und das man immer wieder antrifft. Und es führt immer wieder zu Erstaunen."

Unsere Gesellschaft als Ganzes handelt seit vielen Jahren "dumm", weil die meisten Entscheidungen weniger sachlich-nüchtern, sondern aus emotionalen und moralischen Antrieben heraus erfolgen. Beginnend mit dem Atomausstieg, der aus einer emotionalen Betroffenheit von Kanzlerin Merkel nach der Katastrophe von Fukushima erfolgte, über die Eurorettung, der Flüchtlingskrise (mit den Teddybär-Bildern vom Münchener Hauptbahnhof) bis zur panikgetriebenen Corona-Maßnahmenpolitik: wesentliche und weitreichende politische Entscheidungen wurden in den letzten 10-15 Jahren unter sehr emotionalen Umständen - und meist ohne öffentliche, sachliche Debatte - getroffen.

Und es geht weiter, wie man beispielsweise an dem Beharren auf evidenzfreien Maßnahmen für den kommenden dritten Corona-Winter oder die Weigerung, Kernkraftwerke am Laufen zu halten, um eine bessere Chance zu haben, stressfrei über die Wintermonate zu kommen, sehen kann. Es dominieren weiterhin Dogmen und Ideologie über Fakten. Dumm.

Dass diejenigen, die mit Fakten aber dennoch stark unterschiedlichen Auffassungen aufeinandertreffen, nicht mehr sachorientiert diskutieren können, ist das eigentlich tragische. Denn dadurch wird Populisten an den Rändern, extremen Meinungen erst die Möglichkeit gegeben, nachhaltig wahrgenommen zu werden.

Exkurs: "Von der Dummheit", Dietrich Bonhoeffer - gelesen von Manfred Hübner

Ich nehme mich für mich in Anspruch, jeden meiner Kritikpunkte in meinen Reden und Beiträgen argumentativ mit Fakten untermauert zu haben. Das hat aber nichts genutzt. Je mehr Fakten man ins Feld warf, desto mehr fühlte sich "der Gegner" angegriffen und desto faktenfreier, aber polemisch-hässlicher war die Reaktion. Dies traf sehr viele Menschen im regierungskritischen Widerstand.

Diese sachorientierten Kritiken wurden so erfolgreich zum Schweigen gebracht oder an den Rand der Gesellschaft befördert. Probleme wurden dadurch nicht gelöst. Im Gegenteil: sie werden größer und die Wahrscheinlichkeit, dass sich wirkliche Extremisten der Unzufriedenheit annehmen, wird dadurch größer.

Undemokratisches Verhalten führt nicht zu mehr Demokratie. Rechtswidriges Verhalten sicher nicht den Rechtsstaat. Kontrolle und Repression stärken nicht die Freiheit.

"Dumm ist nur, wer dummes tut", sagte einst Forrest Gump. Deutschland wirkt dämlich.

Quelle: https://www.gmx.at/magazine/wissen/psychologie/psychiaterin-heidi-kastner-interview-dummheit-gefaehrlich-gesellschaft-36568130

Psychologie, Gesellschaftskritik

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