Panik im Kryptomarkt
Der Kryptomarkt erlebt in diesen Tagen einen schweren Zusammenbruch. Die Pleite der "Börse" FTX ist ein milliardenschweres Desaster mit Folgewirkungen. Große Fragen werfen aber die erheblichen, angeblich unauthorisierten Abflüsse von mehreren hundert Millionen US-Dollar an Kryptobeständen bei FTX in den letzten Tagen auf.
Wenn man bedenkt, dass FTX schon vor den Abflüssen nach der gescheiterten Übernahme durch Binance mit dem Rücken zur Wand stand, dann wundert es mich schon sehr, dass solche Transaktionen in dieser Höhe überhaupt noch möglich waren.
Mir erscheint das eher so, als hätten da Insider rechtzeitig vor dem Zusammenbruch ihre Schäfchen ins Trockene gebracht. Mal sehen, ob SEC und FBI hier Licht ins Dunkel bringen können.
Exkurs: Die geplante und nicht mehr allzu weit in der Zukunft liegende Einführung von CBDC (central bank digital currencies) "erfordert" ohnehin eine Marktbereinigung bzw. Zerstörung der derzeitigen Kryptowelt. Da kommen solche Skandale genau richtig, um über eine verschärfte Regulierung den Kryptomarkt unter Kontrolle zu bringen. Cui bono.
Krass ist nun, dass es sich angeblich um einen Hackervorfall handeln soll, dem nun laut einem Artikel im Manager Magazin mit einer sehr eigenartigen Maßnahmen begegnet werden soll:
"Die auf Cyberwährungen spezialisierte Nachrichtenwebsite CoinDesk berichtete von einem Hackerangriff auf die Kryptobörse. "FTX ist gehackt worden", habe ein Administrator des Unternehmens in einem nicht öffentlichen Support-Kanal auf dem Nachrichtendienst Telegram geschrieben. FTX habe seine Kunden aufgerufen, FTX-Apps zu löschen und die FTX-Internetseite zu meiden."
Die legitimen Kunden sollen also die offizielle App des Anbieters löschen, um Angriffe von Hackern abzuwehren? Euer Ernst?
Erstens fragt man sich, warum die Apps / Schnittstellen überhaupt noch aktiv sind, wenn sie Sicherheitslücken aufweisen. M.E. müsste schon längst alles blockiert sein, immerhin gilt es Kunden und Gläubiger zu schützen. Außerdem ist man doch angeblich seitens des Unternehmens "bemüht", Vermögenswerte zu sichern.
Und zweitens: wenn die Schnittstellen nicht blockiert sind, warum sollen dann reguläre Kunden nicht versuchen dürfen, ihre Vermögenswerte zu sichern, bevor sie im Strudel dieser Pleite untergehen oder sich am Ende noch mehr "Insider" an den restlichen Vermögenswerten bedienen?
Alles in allem ein Riesen-Skandal, der wieder einmal zeigt, das Finanzmarktregulierung leider niemals funktioniert - werder bei SEC noch Bafin - wenn es gilt, wirkliche Betrüger aufzuhalten. Und leider werden in den nächsten Monaten noch sehr viel mehr Betrugsmodelle auffliegen. In den letzten Monaten habe ich in Einzelgesprächen immer wieder genau vor solchen Entwicklungen gewarnt. Hoffentlich haben die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner darauf reagiert.
Denn der Zusammenbruch solcher Konstrukte führt in der Regel zum Zusammenbruch anderer windiger Firmen, welche die nun zwangsläufig entstehenden Abflüsse nicht bedienen werden können. Zuvor gab es in den letzten Monaten schon einige Pleiten als Vorbeben. Dass FTX den Schlusspunkt dieser Serie markiert, erschient unwahrscheinlich.
Wenn also jemand von euch noch Geld bei zwielichtigen Adressen geparkt hat (und im Zweifel ist erst einmal alles im Kryptomarkt als zwielichtig zu betrachten), dann denkt darüber nach, euer Geld zu retten. Zumindest was davon noch übrig ist.
"If you panic, panic first"