Die LahnStar-Erfolgsgeschichte
Der LahnStar ist seit 2021 Limburgs innovative Erweiterung seines Angebots im öffentlichem Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Die Mischung aus Buslinie und Privattaxi kommt bei den Bürgern an. Rund vier- bis fünftausend Fahrten werden mit dem LahnStar monatlich absolviert. Das für Ende 2024 anvisierte Ziel von 4.000 monatlichen Fahrgästen ist damit bereits übertroffen. Unklar ist allerdings, wie viel dieses Angebot den Bürger kostet. Denn die Fahrpreise sind für den Anbieter nicht kostendeckend.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Mit dem LahnStar hat die Stadt Limburg im Jahr 2021 für die Region offenbar eine attraktive Ergänzung des ÖPNV geschaffen. Neben dem Buslinienverkehr, der ebenfalls sukzessive ausgebaut wird, deckt der LahnStar wichtige Versorgungslücken ab. Denn die Attraktivität des ÖPNV ist von vielen Faktoren abhängig. Neben den Fahrpreisen ist dies vor allem die Frage, wie gut man sich im Stadtgebiet umherbewegen kann und in welchem Takt die Linien bedient werden. Durch die geografischen Besonderheiten der Stadt Limburg ist es schwierig Buslinien von südlichen zu nördlichen Stadtteilen zu betreiben. Fahrgäste müssen deshalb in der Innenstadt umsteigen, wenn sie beispielsweise von Offheim nach Linter möchten.
Hier hilft das LahnStar-Angebot sehr, denn man kann mit ihm von jeder Bushaltestation aus nahezu jede andere Bushaltestelle im Versorgungsgebiet erreichen - und dies quasi auf Anruf. Damit reicht der LahnStar fast schon an den Komfort eines Taxis heran. Um mit dem LahnStar zu fahren, braucht man ein Ticket des RMV für die jeweilige Fahrtstrecke und muss einen pauschalen Aufschag zahlen. Die Kosten sind damit deutlich niedriger als beim Taxi, vor allem wenn man ohnehin z.B. eine Zeitkarte für den ÖPNV in Limburg hat.
Seit 2023 ist das Angebot auf den ICE-Fernverkehr erweitert worden. ICE-Tickets mit Start- oder Endpunkt "Bahnhof Limburg Süd" gelten als "ÖPNV-Ticket". ICE-Pendler-Zeitkarten oder Bahncard 100-Inhaber können den LahnStar sogar kostenfrei von und nach Limburg Süd nutzen. Ob es Menschen gibt, die den LahnStar inzwischen als Zubringerdienst für den täglichen Weg zur Arbeit nutzen? Möglich wäre es wohl.
Wir haben den Versuch gemacht und eine Fahrt in der App (verfügbar für Android und iOS) simuliert. Die Bedienung ist einfach und die Fahrpreise sind mitunter sensationell günstig. So kostet beispielsweise eine Fahrt mit dem LahnStar von Linter nach Hadamar-Oberweyer nur € 4,15! Und das auf Bestellung.
Der LahnStar dürfte damit so manche Taxifahrt obsolet machen. Dennoch teilt die Stadt Limburg auf Anfrage mit, dass ihrer Kenntnis nach die Taxiunternehmen nicht unter schlechten Geschäften leiden. Zum einen dürfte das daran liegen, dass der Betreiber des LahnStar selbst der dominante Anbieter auf dem Taximarkt in Limburg ist. Zum anderen scheinen die subventionierten Angebote im ÖPNV der Stadt Limburg, zu denen neben dem LahnStar auch das EVL CarSharing Angebot gehört, die Nachfrage nach ÖPNV-Dienstleistungen stimuliert zu haben. Konkurrenz belebt das Geschäft und es scheint, als hat die Stadt Limburg in dieser Hinsicht für die Region erfolgreiche Impulse setzen können.
Was kostet es?
Wenn Konsumenten ein Produkt verstärkt nachfragen, dann weist das Produkt offenbar unwiderstehliche Vorzüge auf. Beim LahnStar ist sicherlich das Konzept gerade für eine mittelgroße, sich aber über eine relativ große Fläche erstreckende Stadt wie Limburg attraktiv. Zudem ist es preislich äußerst attraktiv. Ein "Anruf-Taxi" zum Preis von € 1,50 je Fahrgast (sofern man ein ÖPNV-Ticket hat) bzw. € 4,15 (ohne Ticket) - egal wie weit man fährt - das ist nahezu unschlagbar.
Wenn dafür der Taxi-Platzhirsch, der sich bei Start des Angebotes um die Konzession bewarb, sein eigenes Geschäft unter Druck setzt, dann dürfte der Vertrag auch für ihn attraktiv sein. Neben der Entschädigung für durchgeführte Fahrten ist bei der Kostenbetrachtung auch noch die Anschaffung der Fahrzeuge, Elektro-Großraum-Taxen, zu berücksichtigen. Zu den Kosten, die dieses für Fahrgäste unwiderstehliche Angebot für die Stadt Limburg und damit für den Steuerzahler verursacht, äußerte sich die Stadt Limburg auf Nachfrage zunächst nur vage.
So wurde uns zu den Kosten des Projektes auf Anfrage vom Pressesprecher der Stadt Limburg mitgeteilt: "Es handelt sich um ein Förderprojekt des Bundes und des Landes. Eine Belastung für den städtischen Haushalt gibt es nicht, da das Projekt über den Stadtlinienverkehr abgewickelt wird und dieser von den Einnahmen der Parkhäuser, Fahrkarteneinnahmen und der Ausschüttung des Energieversorgers (EVL) finanziert wird."
Diese Antwort ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Denn auch wenn der Stadthaushalt nicht direkt belastet wird, stehen ja andere Einnahmen bzw. Teile der Ausschüttung der EVL der Stadt nicht für ihren Haushalt zur Verfügung. Denn die Kosten fallen ja dennoch im Eigenbetrieb Stadtlinie bzw. bei der EVL an. Um die effektiven Kosten des LahnStar zu ermitteln, hilft leider auch ein Blick in den Stadthaushalt nicht weiter. Die Kosten für den Steuerzahler sind so nicht zu ermitteln. Ob dies die Stadtverordneten besser können als wir?
Eine weitere Nachfrage bei der Stadt ergab dann eine Auskunft über Betriebskosten für den LahnStar im Eigenbetrieb "Stadtlinie" in Höhe von ca. 500.000 Euro jährlich.
Die Kosten des LahnStar sind damit erheblich, die Auskunft erscheint plausibel. Denn wenn man davon ausgeht, dass im Stadtgebiet Limburg kaum eine Taxifahrt unter 15 Euro kostet, und ein Taxiunternehmen sein eigenes Business zu Gunsten des LahnStar einschränkte, würde es nicht überraschen, wenn die Subventionierung des LahnStars je Fahrt wohl 10-12 Euro beträgt. Macht bei 5.000 Fahrten im Monat ein potentielles Defizit zu Lasten des Steuerzahlers von 50-60 Tausend Euro - im Monat wohlgemerkt. Das ist dann durchaus nahe bei den genanten Betriebskosten.
Fazit
Positiv ist, dass den Bürgern mit dem LahnStar in Limburg ein vielfältiges und auf die Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot im ÖPNV geboten wird. Doch das hat seinen Preis, über den bislang aber (noch) wenig gesprochen wird. Ende 2024 läuft die Projektphase aus - und damit möglicherweise auch die Finanzierung durch Bund und Land Hessen. Über eine Fortsetzung der finanziellen Förderung wird, so die Stadt Limburg, derzeit auf Landesebene diskutiert. Dies gilt nicht nur für das Limburger Projekt, sondern für sämtliche "On-Demand-Angebote" im Versorgungsgebiet des RMV.
Dann wird sich zeigen, ob die Stadt Limburg das Projekt weiterführen will - und wie stark es den Steuersäckel wirklich belastet.