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Eine Nachbetrachtung eines außergewöhnlichen Tages

Am 29.08.2020 war ich Teilnehmer einer besonderen Demonstration. Die von der Querdenken-Bewegung beantragten Großveranstaltungen (Aufzug und Hauptkundgebung) waren erst wenige Tage zuvor vom Berliner Innensenator aus politischen Gründen verboten worden. Erst Eilentscheidungen des Verwaltungs- und des Oberverwaltungsgerichtes machten es möglich, risikofrei als geschützte Demo-Teilnehmer anzureisen. Dazu benutzte ich den Bus, der um 2 Uhr nachts von Limburg startete und mich auf eine besondere Reise mitnahm. Ein Erlebnisbericht aus erster Hand.

Was würde mich heute erwarten? Wie viele Menschen werden kommen? Schon schnell ist klar, es wird heute voll in der Bundeshauptstadt. Immer mehr Menschen streben zum Brandenburger Tor, welches aber schon früh von der Polizei gesperrt wird. Die "Beamtenmauer" erinnert irgendwie an längst vergangene Zeiten. Doch um zum Aufzug zu gelangen, müssen wir auf die Straße "Unter den Linden". Über den Umweg "Dorotheen Straße" erreichen wir schließlich die Prachtmeile Berlins. Und hier wird es richtig voll. Nur mühsam kommt man Meter um Meter in Richtung "Friedrichstraße", wo der Umzug beginnen sollte.

Als wir endlich dort ankamen, ging fast nichts mehr vor oder zurück. Gerüchte kamen auf, die Polizei wolle den Umzug auflösen. Dann doch noch etwas "Fortschritt" bis wir mitten in der Friedrichstraße kurz vor der Eisenbahnunterführung endgültig zum stehen kommen. Nun wird es turbulent. Die Polizei verweigere uns das Weiterlaufen, wir würden Abstände nicht einhalten und sollten nun Masken tragen - entgegen der ausdrücklich Nicht-Auflage des Verwaltungsgerichts. Verständlicherweise wollten wir das nicht. Doch wie sollten wir Abstände herstellen, nachdem der Zug vorne stoppte und von hinter immer mehr Menschen nachdrängten?

1,5 Stunden harrten wir dem weiteren Ablauf und nahmen friedlich auf der Straße Platz. Ich erkundigte mich, wie weit denn die Spitze, wo das Problem entstanden ist, vor uns lag: die Antwort schockte mich - 3,5 km. 3,5km vor uns waren die Straßen voller Menschen! Und die 2 km zurück bis zum Brandenburger Tor ebenso. Ja klar, es waren ja nur 20.000 Menschen auf der Demo ...

Ein kleiner Eindruck, wie viele Menschen wohl in Berlin waren und was gesprochen wurde

Es konnte so nicht weitergehen. Wenn die Polizei uns nicht geordnet weiterlaufen ließe, würden wir die Abstände beim besten Willen nicht herstellen können. Und die Spitze des Zuges konnte sich gegen 50 Mannschaftswagen und 4 Wasserwerfer der Polizei unmöglich durchsetzen. So wurde unser Aufzug aufgelöst - und die meisten von uns haben den Weg zur Siegessäule, wo die Bühne der Hauptkundgebung war, angetreten.

Nach und nach strömten die Menschen die Straße des 17. Juni hinab in Richtung Siegessäule. Entlang der Straße waren Boxentürme und Videoleinwände aufgebaut. Der nächste Turm zum Brandenburger Tor trug die Nummer 29. Das wird später nochmals interessant werden. 3,7km ist diese Straße lang, wenn man vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule läuft. Unterwegs hatte ich Hunger und picknickte im Tiergarten. Jede kleine Lichtung war schon von zahlreichen Demo-Teilnehmern besucht. Nach einer Stärkung machte ich mich auf, in Richtung Haupttribüne.

Dort sollte ich nicht mehr ankommen. Es war einfach zu voll. Schon ungefähr auf Höhe von Turm 10 war das Gedränge so groß, das Mindestabstände nicht mehr einzuhalten waren. Die Veranstalter bemühten sich nach Leibeskräften, die Menschen zu verteilen - bis in den Abzweig, der zum Bahnhof Tiergarten führt sowie in die Altonaer Straße, den Spreeweg und die Hofjägerallee. Das war letztlich auch das Ziel meiner Reise. Selbst da war es noch gut besucht, aber nicht übervoll. Und den Veranstaltern gelang es, die Abstände während der gesamten Hauptveranstaltung so einzuhalten, dass die Polizei, die das nur zu gerne gemacht hätte, einfach keinen Grund hatte, aufzulösen.

Während der Veranstaltung kam es ab und an zu durchsagen. Unter anderem gab es bei Turm 22, also ziemlich nahe dem Brandenburger Tor, ein Problem mit Abständen, was gelöst wurde. So viel zum Thema, wie viele Menschen wohl vor Ort waren. Ich denke, es war eine der größten Demonstration in der Geschichte der Bundesrepublik.

Gute Demonstranten, schlechte Demonstraten

Ja, es waren auch "Rechte" (vielleicht sogar Menschen mit rechtsextremer Gesinnung, wer kann schon in Köpfe schauen) und Menschen der Reichsbürger-Bewegung in Berlin unterwegs. Diese haben vor der Russischen Botschaft und vor dem Reichstag Aktion gemacht. Sie gehören aber nicht zur Querdenken-Gruppe, die jegliche Gewalt strikt ablehnt. Noch nie ging von den Querdenkern Gewalt gegen Polizisten oder anderen Menschen / Einrichtungen aus. Und das soll auch so bleiben. Sehenswert ist die Rede zur Demonstrationseröffnung von MIchael Ballweg am 29.08.2020.

Es ist leider schlicht nicht zu verhindern, dass auch solche Extremisten versuchen, den Erfolg von Querdenken für sich zu nutzen. Es ist Aufgabe der Polizei, diese Leute aus dem Verkehr zu ziehen. Ich habe nie auch nur eine Äußerung, die auf rechts- oder linksextremistische Gesinnung deuten würde, im Rahmen unserer Kundgebungen vernommen. Ich bin sicher, wir - die Leute der Querdenken-Bewegung, würden jeden Störer einkreisen und der Polizei zuführen, wenn es so wäre. So lautet auch immer der Aufruf von Michael Ballweg zu Beginn jeder Demo.

Dennoch werfen die Medien beide Ereignisse, die Randale und den friedlichen Protest, in einen Topf und reden die Zahl der Teilnehmer klein. Warum wohl?

Viellecht, weil die Querdenken-Bewegung inzwischen ein Machtfaktor geworden ist. Michael Ballweg und seinem großartigen Team ist es gelungen, die Menschen der Mitte wachzurütteln. Ein Youtube-Video zeigt schön, mit welchen Menschen man es hier zu tun hat:

Eine kleine Video-Impression von der Hofjägerstraße, wo ich gestern die Hauptkundgebung verfolgte:

 

Eine interessante Dokumentation eines Teilnehmers: https://www.youtube.com/watch?v=ZfFhyEX2BJs

 

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