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Der Überfall von Ermershausen

Ein hartes Vorgehen gegen selbstbewusste Bürger, ein überfallartiger Polizeieinsatz und Menschen, die an ihrer Demokratie verzweifeln, sind kein Alleinstellungsmerkmal unserer Tage. Ein Beispiel, wie unser Staat mit widerständigen Bürgern umgeht, liefert der Fall der Gemeinde Ermershausen aus dem Jahr 1978. Ein wichtiges Stück Erinnerungskultur an eine streitbare Demokratie.

Im Jahr 1978 ereignete sich in Ermershausen, einem kleinen Dorf in Bayern, ein bemerkenswerter Widerstand gegen die Gebietsreform in Bayern, die von der damaligen Staatsregierung unter Ministerpräsident Alfons Goppel durchgeführt wurde. Diese Reform sollte kleinere Gemeinden in größere Verwaltungseinheiten eingliedern, um effizientere Verwaltungsstrukturen zu schaffen.

Ermershausen sollte gegen den Willen der Bewohner in die benachbarte Gemeinde Maroldsweisach eingegliedert werden. Die Dorfbewohner von Ermershausen leisteten jedoch massiven Widerstand. Am 24. November 1978 eskalierte die Situation, als die Polizei mit einem großen Aufgebot ins Dorf kam, um die Eingliederung durchzusetzen. Die Bewohner von Ermershausen verbarrikadierten sich, blockierten Straßen und wehrten sich vehement gegen die Maßnahmen der Regierung.

Der Widerstand in Ermershausen wurde zu einem symbolischen Akt gegen staatliche Eingriffe in die Selbstverwaltung und erregte überregionale Aufmerksamkeit. Letztlich konnte die Eingliederung 1978 zwar nicht verhindert werden, aber 1994 erhielt Ermershausen nach langen politischen Auseinandersetzungen seine Eigenständigkeit zurück.

Der Vorfall von 1978 ist ein Beispiel für den hartnäckigen Widerstand kleinerer Gemeinden gegen die Zentralisierungstendenzen der Nachkriegszeit in Deutschland.

Geschichte reimt sich

Wenn wir einzelne Banner aus dem oben gezeigten Video uns näher anschauen, dann kommt einem so manches vertraut vor. Zum Beispiel die schmerzhafte Erkenntnis der Menschen damals, dass es anscheinend keine Partei - egal welcher Farbe - es mit der Demokratie so richtig genau nimmt.

Das Banner zur Kristallnacht wäre heute nicht mehr vorstellbar, sondern würde den Staatsanwalt wegen Volksverhetzung auf den Plan rufen. Menschen, die jedoch ein gewisses Alter haben, haben ein anderes Rechtsempfinden. Sie sehen in einem solchen Vergleich keine Gleichsetzung, sondern eine Mahnung: "Wehret den Anfängen"!

Was uns zum Abschluss interessieren würde ist, wie lange die Menschen von Ermershausen ihrer damaligen Wahlabstinenz treu geblieben sind. Und wie das Dorf sich in der Corona-Zeit verhalten hat sowie heute auf seine Widerstandszeit zurückblickt.

Quelle: Der längste Zaun (Dokumentation über die innerdeutsche Zonengrenze)

Empfohlener Lesestoff

Dokumentarischer Bericht des BR (sehr empfehlenswert)

Ermershausen trotzt dem Staat

Das Rebellendorf Ermershausen

Grundrechte, Rechtliches, Politik, Selbstverwaltung, Polizeieinsatz

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