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Neues aus der Lobbyabteilung

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ist einer der streitbarsten Politiker die ich kenne. Besonders gut gefällt mir an ihm, dass er keinen Themen aus dem Weg geht und sich bemüht, sinnvolle Kompromisse auch zwischen gegensätzlichen Positionen auszuloten. Die Grundlage hierfür ist eine faktenbasierte Herangehensweise. Es lohnt sich deshalb, sich mit ihm und seinen Beiträgen auseinanderzusetzen.

Ein besonderer Schwerpunkt seiner aktuellen Arbeit ist, sich mit den Thesen von Prof. Sucharit Bhakdi und seinem Buch "Corona Fehlalarm" auseinderzusetzen. Da Boris Palmer unbedingt Vorbild sein möchte, was bei einem Politiker nichts Ehrenrühriges ist, ist er auch Teilnehmer einer Tübinger Impfstudie mit einem der neuen mRNA-Impfstoffe. Diese sind umstritten. Infos dazu findest Du hier.

Bedenklicher ist allerdings, dass Boris Palmer nun eine Pharma-Lobbyistin (Saskia Biskup, Geschäftsführerin des Biotechnologieunternehmens Cegat) als Kronzeugin für die Ungefährlichkeit des neuen mRNA Verfahrens interviewt. Aber siehe selbst:

Was sind meine Fragen bzw. "lessons learned"?

  • Es ist immer besonders interessant festzuhalten, worüber nicht gesprochen wurde: in unserem Fall über die möglichen Langfrist-Folgen einer Impfung mit dem mRNA Verfahren. Diese können nämlich gar nicht erforscht sein, weil es dazu an der notwendigen Zeit zur Beobachtung fehlt. Daraus zu folgern, dass es keine Risiken gäbe, ist gewagt.
  • Das mRNA Verfahren wurde noch nicht zuvor in einem menschlichen Impfstoff erfolgreich getestet. Der Verweis auf Erfahrungen aus der Krebstherapie sind unzureichend. Denn Krebspatienten sind schwer, oftmals lebensbedrohlich erkrankt. Hier kann es gerechtfertigt sein, auch hohe Risiken zur Rettung von Leben einzugehen. Bei einer Impfung werden aber gesunde Menschen geimpft. Und es werden sehr viel mehr Menschen geimpft, als an der zu bekämpfenden Krankheit leiden. Selbst geringe Raten an kritischen Nebenwirkungen führen zu Schadenszahlen, die in der Regel nicht mehr zu rechtfertigen sind, vor allem nicht bei einem Virus wie Sars-Cov2, woran ohnehin nur vergleichsweise wenige Menschen ernsthaft erkranken.
  • Das Video hat eine bemerkenswerte Stelle, als die Lobbyistin von ihrer eigenen Erkrankung berichtet. Sie selbst habe nur milde Symptome gehabt, aber sie kenne in ihrem nächsten Umfeld jemanden der sogar ohne Vorerkrankungen verstorben ist. Angesichts der relativ geringen Fallzahlen generell von Sars-Cov2 Infektionen, der noch geringeren Todeszahlen, der noch geringeren Wahrscheinlichkeit für einen Tod ohne Vorerkrankungen (siehe Erkenntnisse von Prof. Püschel aus Hamburg), grenzt es fast schon an ein Wunder, dass ausgerechnet diese Lobbyistin diese geringe Wahrscheinlichkeiten alle in ihrer Person vereint. Naja.
  • Bemerkenswert ist auch die Aussage der Lobbyistin, dass man den Impfstoff in Phase 3 in Ländern wie Brasilien testen wolle, weil dort das Impfgeschehen heftiger sei. Erstens dürfte die Welle in Brasilien gerade dann abebben, wenn Phase 3 dort beginnt, denn in Brasilien ist der Winter nun vorbei und der Sommer kommt. Man sollte also eher auf der Nordhalbkugel seine Tests durchführen. Oder ist das der Pharma-Industrie zu teuer? Zum anderen bezeichnet die Dame es schon als Erfolg, wenn der Impfstoff trotz einer Infektion nur zu milden Symptomen bei den geimpften Personen führen würde. Ok, angesichts der Tatsache, dass ohnehin rund 90% der Menschen, bei denen Sars-Cov2 positiv getestet wurde, keine oder nur milde Symptome aufweisen, wird der Impfstoff in jedem Fall ein voller Erfolg. Man könnte auch Wasser impfen, Hauptsache die Kassen der Branche klingeln.

Wer denken kann, weiß, was er von solchen Marketingvideos zu halten hat. Ich werde mich jedenfalls niemals mit diesem Zeugs impfen lassen.

Impfung, mRNA, Boris Palmer, Lobbyismus