Der Impf-Pate und das abgesagte Martinsfest
Teil 4 der "Karli-Saga" von Gerald Ehergartner, Buchautor, Pädagoge aus Dietach in Österreich.
Jetzt liegt der Karli im Krankenhaus. Herzinfarkt.
Sowas auch. Der hat immer so gesund gelebt.
Ich, der Schorschi, glaub, ich muss ihn doch besuchen, auch wenn ich ihm letztens wieder eine Ordentliche mitgegeben hab. Dem alten Impfverweigerer.
Mit meinem Impfpass komme ich super rein ins Krankenhaus. Alle sind so freundlich zu mir.
Da liegt er, der Karli. 2 Stents habens ihm gesetzt.
„Grias di, Karli. Wie geht´s dir?“
„Ach du bist´s, Schorschi. Schön, dass du da bist. Du, jetzt kann ich jeden Tag 2x ´Stent by me´ singen.“
Der Karli hat immer schon so einen Schmäh gehabt.
„Karli, wie gibt´s denn das bei dir? Du lebst ja so gesund.“
„Weißt du Schorsch, ich glaub, mir ist alles aufs Herz gegangen. Im Widerstand braucht man an einem Tag mehr Energie als alle anderen in einem Jahr. Übrigens, das ist Esther.“
Neben dem Karli liegt eine ältere Dame. „Nicht mehr ganz so jung, aber fit wie ein Turnschuh“, meint der Karli.
„Jetzt habens den Kindern auch noch das Martinsfest abgesagt“, schimpft der Karli auf einmal.
„Im Freien – die Kleinen. Meine Enkerl weinen schon den ganzen Tag wegen den Faschisten.“
„Aber Karli, Vorschrift ist Vorschrift. Pflicht ist Pflicht. Was haben wir denn alles schon mitgemacht.“
„Geh, Schorsch. Am Vormittag sinds gemeinsam drinnen im Kindergarten und am Abend dürfens im Freien nicht die gebastelte Laterne tragen. Die spinnen ja mit ihrer kognitiven Dissonanz.“
„Womit spinnen die? Und außerdem: Für die Regierung ist es schwer, Karli.“
„Ja eh. Den Geimpften müssens erklären, dass die Impfung nicht gscheit wirkt, damit sie wieder impfen gehen. Uns Ungeimpften müssens erklären, dass die Impfung super wirkt, damit wir endlich gehen.“
Da muss ich mich schon wieder ärgern über den Karli. So ein querulanter Querdenker.
„Hier hast du ein paar Rosen, Karli, weil du die so magst. Und ein paar Red Bull. Dann kannst Servus TV besser anschauen. Alkohol magst ja nicht. Jetzt darfst auch nicht.“
„Danke für die Anspielung. Esther meint, sie erinnert die Zeit momentan an die 1935-er-Jahre.
An 1933 wären wir schon vorbei. Die hat einen scharfen, unbestechlichen Blick.“
„Geh, Frau Esther, das ist nicht ihr Ernst. Wie sollen Sie sich erinnern können?“
„Ich bin 95, junger Mann“, sagt sie. „Und ich war in den letzten Kriegsjahren im jüdischen Widerstand. Jetzt erleben wir etwas Ähnliches schon wieder, aber seitenverkehrt in anderen Gewändern.“
Ich sag nichts zu diesem Blödsinn. Die Frau ist halt schon alt und kommt mit der neuen Zeit nicht mehr zurecht. Ich sag aber den beiden, dass ich nun mit meinem 12-jährigen Enkerl impfen geh.
„Bist jetzt Impf-Pate, Schorsch? Muss sich dein Enkerl einen Anzug anziehen und habts nachher eine Impf-Feier? Was schenkst ihm? Einen Pharmakoffer oder gleich einen Impf-Bus?“
Ich muss mich ärgern über den Karli. Und auch über die Esther, die laut lacht.
„Gnädige Dame, sind Sie geimpft, haben Sie einen Impfpass?“, frag ich direkt.
„Junger Mann“, sagt sie. „Ich hatte schon einen gefälschten Ahnenpass, als Sie noch nicht mal in die Windel geschissen haben. So haben wir damals überlebt.“
„Nochmals Schorsch: Sie ist Jüdin und hat Schlimmes erlebt. Etwas Respekt“, flüstert mir der Karli zu.
Ich beuge mich über den Karli und sag ihm ins Ohr: „Weißt was, wegen euch haben wir in Kürze einen Lockdown. Und zweitens: Von denen da“ – ich zeige auf die Esther – „habe ich eh nie viel gehalten.“
Dann ging alles blitzschnell in Zeitlupe.
Die Faust vom Karli fährt schlagartig auf mich ganz langsam zu, die Esther schreit ganz schnell, die Faust trifft mich, eine Krankenschwester kommt angelaufen - und ich hab ein blaues Auge.
„Knockdown statt Lockdown“, sagt der Karli.
Ich geh heim mit einem Veilchen.
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