Was lief falsch im Kampf gegen Corona?
Karl Lauterbach ist ein fleißiger Twitter-Nutzer. Mehrmonatige Schulschließungen, radikaler Lockdown, es finden sich zahlreiche Zitate von ihm aus den vergangenen Jahren. Doch in den letzten Tagen gibt es plötzlich andere Tweets. Da spricht der Gesundheitsminister davon, dass man zu sehr auf nicht ausgewogene Studien vertraut habe, beispielsweise was die Schulschließungen angeht. All das sei ein verhängnisvoller Fehler zu Lasten der Kinder gewesen.
Auch die Vorsitzende des Ethikrates rudert merklich zurück, und es werden immer mehr. Derweil steht ein Buch in der Bestsellerliste, das Zitate aus der Pandemie aneinander reiht und jenen vorhält, aus deren Mund sie kamen. Doch das gegenseitige Vorhalten von Aussagen, das wird nicht weiter helfen. Schon gar nicht im Hinblick auf mögliche neue Pandemien. Nun hat der EU-Gerichtshof auf die Beschwerde zweier Berliner Anwälte die Bundesregierung zur Beantwortung vieler unangenehmer Fragen aufgefordert. Es geht um die in der EU nahezu schon einmaligen mehrmonatigen Schulschließungen. Die EU will aufgearbeitet sehen, inwiefern es damals wirklich um das Wohl der Kinder ging. Und es wird auch um Fehlerkultur gehen, das heißt zuzugeben, dass angesichts einer bisher so nie erlebten Pandemie Fehler gemacht wurden. Allein, um sie in Zukunft zu vermeiden. Wird solch eine Aufklärung die Gesellschaft wieder zusammen führen? Oder vergessen wir und machen beim nächsten Mal alles wieder genauso?
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Exkurs: Politische Gefangene auch in Deutschland?