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Gedanken folgen dem Gedenken

Am 27. Januar wird im Rahmen eines nationalen Gedenktages den Verbrechen der Naziherrschaft und den von den Nazis ermordeten Menschen, Juden und Nicht-Juden, gedacht. Auch in Limburg fand am Sonntag, dem 28.01.2024 hierzu eine Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof statt. Wir waren vor Ort und berichten von unseren Eindrücken.

Die unfassbaren Verbrechen während der Naziherrschaft, allen voran der industriell geplante und durchgeführte Massenmord an Menschen jüdischen Glaubens, mit vielen Millionen Toten stehen im Mittelpunkt des jährlichen Gedenktages, der im Übrigen erst seit 2002 als internationaler Gedenktag begangen wird. In Deutschland brauchte es bis Mitte der 90er Jahre, bis man sich auf diesen wichtigen Baustein der Erinnerungskultur einigen konnte. Warum dieser Tag so bedeutsam ist, stellte Bundeskanzler Gerhard Schröder in einer Erklärung vom29.01.1999 dar.

Neben der Gedenkrede der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Limburg, Frau Kopirovskaja, stand vor allem die Verlesung der Namen der rund 200 Limburger Opfer des Nationalsozialismus im MIttelpunkt. 200 Schicksale, von denen eines - das des Limburger Landrichters Dr. Adolf Friedländer - durch den Stadtarchivar der Stadt Limburg, Dr. Waldecker, genauer vorgestellt wurde. Wie grausam die Behörden mit den Menschen umgegangen sind, belegt zum Beispiel ein Dokument, welches sich im Limburger Stadtarchiv befindet: Am 10.07.1943 berichtete der damalige Limburger Landrat, Dr. Carl Uerpmann, "der Kreis Limburg und Unterlahn sei judenfrei". Die jüdische Gemeinde, die noch vor 1933 mehr als 300 Menschen zählte, war ausgelöscht. 143 jüdische Mitbürgerinnen  und Mitbürger wurden ermordet, andere konnten zum Glück rechtzeitig fliehen.

Aktuelle Entwicklungen

In diesem Jahr stand der Gedenktag aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen unter einem besonderen Vorzeichen. Dies machte vor allem Limburgs Bürgermeister, Dr. Marius Hahn, in seiner Rede deutlich. Er äußerte die Sorge, dass die Oppositionspartei AfD ähnliches, dieses Mal in Bezug auf in Deutschland lebende Bürger mit Migrationshintergrund, vorbereiten bzw. durchsetzen könnte und griff dabei auch die Vertreter dieser Partei im Stadtparlament und Kreistag scharf an.

Dr. Hahn zeigte sich enttäuscht über die Resonanz auf den jährlichen Gedenktag. Während noch eine Woche zuvor auf einer Großkundgebung, zu der Gruppierungen und Parteien aus dem linken politischen Spektrum aufgerufen hatten, eine vierstellige Zahl an Teilnehmern gezählt wurde, versammelten sich am Gedenktag nur rund 50-60 Menschen, um den Opfern zu gedenken und um auch eine Warnung vor einem "Nie wieder!" auszusprechen. Selbst Vertreter der Stadt-Politik wurden von Dr. Hahn nur vereinzelt ausgemacht.

Dabei wäre so wichtig, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch die politische Klasse, wirklich intensiv die außergewöhnliche Dimension dieses Verbrechens an der Menschheit vor Augen führen. Wenn Umfragen zufolge mehr als 25% der Befragten mit dem Begriff "Holocaust" nichts anfangen können, so ist dies erschreckend (siehe auch hier).

Unseres Erachtens besorgniserregend ist allerdings auch, wie leichtfertig in der aktuell aufgeheizten Stimmung von einigen Aktivisten und Politikern die Naziverbrechen durch falsche Vergleiche bis hin zur Holocaust-Verharmlosung instrumentalisiert werden, um den aktuellen politischen Kampf "gegen rechts" für sich zu entscheiden.

Das Gedenken an die Opfer der Naziherrschaft und die herausragende Dimension der damaligen Verbrechen verlangen einen sorgsamen Umgang mit dem Thema. Es ist wichtig und richtig, die Mechanismen zu (er)-kennen, die sowohl zur Errichtung der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten als auch zur Durchsetzung einer menschenverachtenden Rassenideologie führten. Es darf dabei aber nicht mit unterschiedlichen Maßstäben, sondern einzig mit dem absoluten Maß der Menschlichkeit gemessen werden. "Nie wieder!" ist also nicht nur heute. "Nie wieder!" war und ist an jedem einzelen Tag geboten. Wir müssen uns jeden Tag bewusst machen und dafür einsetzen, dass unsere Grundrechte und die Menschlichkeit - wie sie unser Grundgesetz verankert haben - niemals für politische Motive, also auch nicht im Rahmen einer Pandemiebekämpfung, zur Disposition gestellt werden dürfen.

Bericht, Limburg, Dr. Marius Hahn, AfD, AfD Limburg-Weilburg, Gedenken, Holocaust-Gedenktag

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