Prozess gegen Tristan K. - Der erste Tag
Die lokale Presse berichtet vom ersten Verhandlungstag des Strafprozesses gegen Tristan K., der sich ab heute vor dem Landgericht Limburg wegen "Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" verantworten muss. Die Verhandlung erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Jedoch gaben anscheinend Vertreter der Anklagebehörde Informationen an die Presse. Zudem hat sich auch die Verteidigung umfassend zu den ersten Einlassungen ihres Mandaten geäußert.
Saal 129
Die Verhandlung wurde im Saal 129 geführt, ein Ort, den auch der Autor dieses Artikels noch gut aus dem Sommer 2022 kennt. Dieses Mal scheint er für einen angemesseneren Anklagetatbestand gewählt worden zu sein. Fotos aus dem Gerichtssaal im Artikel, also ganz unter Ausschluss der Öffentlichkeit fand die Verhandlung dann doch nicht statt.
Der Angeklagte räumte nach Verlesung der Anklageschrift in seiner Einlassung den Vorwurf des Waffenbesitzes sowie die Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole ein, bestreitet aber, einen Umsturz mit potentiellen Todesopfern geplant zu haben. Die am Wohnort des Angeklagten aufgefundenen Waffen lagen "offen im Zimmer". Dazu gehörten zwei Luftgewehre, eine manipulierte Gaspistole und Teile aus einem 3D-Drucker, die angeblich für den Bau einer "Maschinenpistole" geeignet gewesen sein sollen. Hierzu wird ein Gutachter im Laufe des Verfahrens noch gehört werden. Aus einem Beitrag der Mainstream-Medien wissen wir, wie ein Teil der Waffen aussah. Pikant an diesem Mainstream-Bild ist, dass dieses von der Polizei angefertigt wurde und Teil der Ermittlungsakte ist. Wie dieses Foto in Umlauf kam, ist bis heute unklar.
Einzelgänger mit Angstneurosen?
Den Prozessauftakt schildert der Journalist Goeckel von mittelhessen.de wie folgt:
"Zum Prozessauftakt wurde zunächst die Anklageschrift verlesen. Anschließend nahm der Angeklagte ausführlich Stellung zu den Vorwürfen. Wie sein Verteidiger Andreas Hohnel in einer Sitzungspause erklärte, hat sein Mandant den Vorwurf des illegalen Waffenbesitzes eingeräumt, ebenso die Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole. Den Haupttatvorwurf der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat bestreitet er. „Er hat versucht, sich zu profilieren“, so Hohnel. „Er wollte aber nie die Bundesrepublik stürzen.“ "
Wie wir bereits in unserem letzten Beitrag dargestellt haben, besteht kein Zweifel, dass der Angeklagte zum Tatzeitpunkt über ein "verfestigtes rechtsextremes Weltbild" verfügte und auch rassistische und antisemitische Einstellungen zeigte. Im Februar 2023 soll er ein den Nationalsozialismus verherrlichendes Video in Telegram gepostet haben, so die Staatsanwaltschaft.
"Ab dem Jahr 2021 habe er Angst vor Ausländern gehabt und ernsthaft geglaubt, dass Flüchtlinge „plötzlich durch den Garten laufen“ könnten. Daher habe er sich Waffen besorgt.", heißt es in dem Artikel dazu.
Die Verteidigung zeichnet aber auch das Bild einer unsicheren, wenig selbstbewussten Persönlichkeit, eines Menschen, der vereinsamt war, in der Schule gemobbt wurde und mit sich und seiner Umwelt nicht im Reinen. Wie wir bereits in unserem ersten Artikel, als wir uns den wirren Anwürfen eines Mika Beuster erwehren mussten, vermutet haben, liegen offensichtlich weit tiefer liegende Probleme bei diesem jungen Menschen vor, die seine Radikalisierung erklären. Ganz sicher ist für seine Radikalisierung nicht das Halten eines Schildes im August 2021 auf dem Limburger Kornmarkt verantwortlich. Warum sein soziales Umfeld, seine Eltern, Freunde, Schulkameraden, die Feuerwehr, warum niemand aus seinem Umfeld die Radikalisierung diesen jungen Menschen erkannte und entscheidend versucht hat, darauf einen mäßigenden Einfluss zu nehmen, wird sich vielleicht im Verlauf des Verfahrens noch näher darstellen.
Prägnant und in gleichzeitig erschütternd ist in diesem Zusammenhang die Darstellung des Verteidigers Hohnel, der seinen Mandanten "auch als Produkt seiner Eltern" darstellt. Die Mutter sowie die Großmutter des Angeklagten wurden heute nicht in den Gerichtssaal vorgelassen. Aus dem Bericht von Herrn Goeckel geht nicht hervor, ob dies eine Anweisung des Gerichtes oder der Wunsch des Angeklagten war.
Lerneffekt?
In unserem letzten Artikel schrieben wir, dass interessant sein wird zu sehen, ob und wie sich die Untersuchungshaft auf den Angeklagten ausgewirkt hat und wie er heute zu seinen Taten steht. Anscheinend hat die Haft mit ihren sehr einschneidenden Bedingungen einen erheblichen Eindruck auf Tristan K. gemacht und möglicherweise einen Umdenkprozess in Gang gesetzt. Zumindest deutet darauf die Aussage seines Verteidigers hin, welche in dem Artikel nachzulesen ist.
Der Prozess, der mit dem heutigen Tag begonnen hat, wird am 23. September fortgesetzt. Vierzehn Verhandlungstage sind zunächst terminiert. Es wird also noch einiges im Laufe des Verfahrens an Informationen bekannt werden.
Exkurs: "Jung und radikal"
Aus diesem Beitrag stammt das Foto der gefundenen Waffen.
Exkurs: Wie die hessenschau vom ersten Verhandlunstag berichtet
Es fällt schwer, den Video-Beitrag der hessenschau zum ersten Verhandlungstag zu teilen. Er verdient nur bedingt eine Aufmerksamkeit des Publikums. Im Gegensatz zum verlinkten Zeitungsartikel ist der Beitrag eindeutig negativ gefärbt. Was man beim HR von dem Angeklagten hält, ist eindeutig. Schwerwiegender ist jedoch die Verknüpfung, die zur "Querdenker"-Szene gezogen wird. Das hat schon das Niveau eines "Beuster-Artikels". gerade zu infam ist, wenn im Video in einer zweiten Einspielung, als der Sprecher von den rechtsextremistischen Gruppen spricht, in denen sich der Angeklagten aufgehalten hat, nochmals bei Minute 2:15 eine Einblendung der Menschen erfolgte, die im August 2021 in Limburg auf einer Kundgebung der Partei "Die Basis" für Grundrechte und gegen Impfzwang protestierten. Das ist ÖRR-Framing wie man es kennt und wie es immer mehr Menschen ablehnen.